Gedenken an Dr. Herbert Reichelt

Am 23.07.2019 verstarb Dr. Herbert Reichelt nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren. Mit ihm verliert die AOK Systems den Gründungsvater von oscare®, der mit wegweisenden Entscheidungen die Datenverarbeitung der AOK-Gemeinschaft in das 21. Jahrhundert geführt hat.
 

Herbert Reichelt war ein AOKler durch und durch. Nahezu seine gesamte berufliche Laufbahn stellte er in den Dienst der Gesundheitskasse, für die er über 30 Jahre lang tätig war. Sein Wirken für die AOK-Gemeinschaft hatte auch maßgeblichen Einfluss auf die AOK Systems. Ohne ihn hätte es die AOK Systems in ihrer heutigen Ausprägung und mit der großen Marktreichweite nicht gegeben.
 

„Der Erfolg hat immer recht“
Als über die Ablösung von IDVS II nachgedacht wurde und die SAP der AOK eine Kooperation anbot, sah er „eine große realistische Chance, die Datenverarbeitungssysteme der AOK – und womöglich der gesamten GKV – auf eine neue IT-Architektur zu gründen, die die SAP dynamisch weiterentwickeln wird“. So schrieb er es im Jahr 2015 zum Abschluss des oscare®-Rollouts in der AOK-Gemeinschaft. Er war ein unermüdlicher Verfechter und Antreiber einer gemeinsamen Softwareentwicklung im AOK System.
 
Bei Gründung der AOK Systems übernahm Herbert Reichelt die Leitung der IS-Leitfunktion für die AOK-Gemeinschaft und war somit der Auftraggeber für die AOK Systems. Nach der Grundsatzentscheidung für eine Entwicklungspartnerschaft mit der SAP schlüpfte er in die Rolle des SAM-Programm-Managers.
 
Am 1. März 2004 war es so weit: Nach dem Beheben einiger Fehlerkonstellationen und mit großem Engagement aller Beteiligten ging SAM 1.0 bei der AOK Mecklenburg-Vorpommern mit allen Komponenten in Echtbetrieb – und das praktisch störungsfrei.
 
Wer Herbert Reichelt kannte, dem war bewusst, dass er diese Erfolgsgeschichte niemals zu seiner eigenen gemacht hätte. Ganz so, wie es für ihn typisch war, resümierte er augenzwinkernd: „Der Erfolg, so heißt es, hat immer recht. Aber alle Beteiligten, die damals in der langen, steinigen Startphase den Grundstein für diesen Erfolg gelegt haben, dürfen stolz auf diese Entwicklung und die heutige Branchenlösung oscare® sein. Die AOK Systems und die gesamte AOK-Gemeinschaft haben hier Maßstäbe gesetzt.“
 
Herbert Reichelt hat immer das große Potenzial in oscare® gesehen und mit Expertise, Weitblick und seinem humorvollen und ausgleichenden Wesen hat er es stets vermocht, unter schwierigen Bedingungen und Widerständen die Interessen aller Beteiligten auf eine gemeinsame Lösung auszurichten. „Gute Ideen allein sichern noch keinen Erfolg. Ohne Hartnäckigkeit und Geduld geht nichts“, antwortete Herbert Reichelt einst auf die Frage nach der zentralen Erkenntnis aus 25 Jahren AOK-Arbeit.
 

Teamplay und Humor zeichneten ihn aus
Weggefährten bezeichnen Reichelt als „feinen Menschen“ und er war bekannt für sein erfolgreiches Teamplay. Ihm ging es immer zuerst um die Sache. Was ihn zudem auszeichnete: Trotz großer Herausforderungen hat er nie seinen Humor verloren.
 
Genau diesem Humor und seiner Liebe zur Sprache widmete er seine Zeit mit dem Eintritt in den Ruhestand. Herbert Reichelt verfasste fortan Krimis und Lyrikbände, dabei bediente er sich wie im Werk „Konferenz im Haus der Tiere“ manchmal auch seiner vielfältigen Erfahrungen aus seiner beruflichen Laufbahn. So entstand im Jahre 2014 ein erster Lyrikband mit überwiegend komischen Gedichten. Inzwischen gibt es auch einen Kriminalroman mit dem Titel »Bochumer Mörderwoche« sowie eine Reihe von Kurzgeschichten. Stolz war er auf die von ihm initiierte und gestiftete „Wachtberger Kugel“, ein Literaturpreis für komische Lyrik.
 
Sein Engagement wird somit noch lange nachwirken, nicht nur im Gesundheitswesen.
 

Zur Person

Dr. Herbert Reichelt studierte Sozialwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum und arbeitete dort als Wissenschaftler, zuletzt als stellvertretender Leiter. 1983 wechselte er zum Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO). 1992 wurde er Leiter der Abteilung Finanzen/Controlling beim AOK-Bundesverband, im Jahr 2000 Bevollmächtigter des Vorstandes und verantwortete damit auch die Steuerung der Datenverarbeitung und Software-Entwicklung. 2007 wurde Herbert Reichelt stellvertretender und 2009 Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes.