Die Zukunft ist digital

Heike Nowotnik, Geschäftsbereichsleiterin DV-Steuerung beim AOK-Bundesverband

Nach über drei Jahrzehnten bei der AOK Bremen/Bremerhaven ist Heike Nowotnik seit März dieses Jahres Geschäftsbereichsleiterin der DV-Steuerung beim AOK-Bundesverband. Zeit, um über Erfolge, Ziele und Visionen zu sprechen.

Sie waren lange bei der AOK Bremen/Bremerhaven. Was waren Ihre wichtigsten Erfahrungen und Erfolge?
Eindeutig der komplette Einsatz von oscare®, das war ein echter Kraftakt.

Die GKV-Branchenlösung ist in der AOK-Gemeinschaft komplett ausgerollt.

Seit 2006 waren wir durchgängig im Rollout, ein Modul nach dem anderen wurde eingesetzt. Da diese Prozesse bereits getestet und gelebt waren, war das Projekt nicht so gigantisch wie die vollständige Pilotierungsrolle für die Claims Stufe 2 und 3, die wir 2008 übernommen haben. Denn das war zugleich auch die erste Komplett-Pilotierung, die wir jemals abgewickelt haben. Die Herausforderung lag darin, die Software erstmals in einem Produktivsystem einzusetzen. Dazu gehört dann auch die Migration von Altdaten auf das neue System. Anschließend wurde dann das letzte große Modul, die Mitgliederbestandsführung „Privatkundenmanagement“, in Bremen pilotiert. In der Folge haben wir weitere Pilotprojekte durchgeführt, die hatten aber nicht diese Größenordnung.

Warum sind Sie zum AOK-Bundesverband gewechselt?
Natürlich gibt es eine langjährige Verbundenheit. Der AOK-Bundesverband spielt eine bedeutende Rolle im AOK-System. Und eine starke DV-Steuerung ist sehr wichtig. Es ist eine reizvolle Herausforderung, das geplante Projekt AOK-IT-Strategie mitzugestalten.

Der Bundesverband vertritt die Interessen der AOK-Gemeinschaft gegenüber der Politik, dem GKV-Spitzenverband und Vertragspartnern der AOK.

Meine Erfahrungen aus der AOK Bremen/Bremerhaven sind beste Voraussetzungen dafür. Wir wollen die IT-Strategie der nächsten Jahre in eine gemeinsame Richtung gießen, jetzt wo oscare® bei allen AOKs im Einsatz ist. Das beinhaltet auch, ursprünglich erhobene Anforderungen der Versicherten anzupassen, da diese nicht statisch sind. Wir brauchen eine Omnikanal-Fähigkeit, damit die Versicherten uns auf verschiedenen Kanälen erreichen können. Außerdem nimmt der Informationsbedarf zu. Die Versicherten wollen wissen, was mit den Versichertengeldern passiert. Prozessautomatisierung ist und bleibt eine wichtige Komponente, denn alles muss schnell gehen und transparent sein. Und durch wandelnde Marktanforderungen brauchen wir eine hohe Flexibilität, müssen also in der Lage sein, schnell zu agieren.

Welches sind Ihre Aufgaben als Geschäftsbereichsleiterin DV-Steuerung beim AOK-Bundesverband?
Trends erkennen, die Wirkung auf das IT-System haben und im System mit den technischen Möglichkeiten unterlegen. Nach Jahren der IDVSII-Ablösung kommt die Arbeitswelt 4.0, das heißt mehr Zeit für den Kunden – zu jeder Zeit und auf allen Kanälen, eben auch digital. Es ist auch wichtig, die Architekturanforderungen auf die IT-Strategie abzustimmen. Grundsätzlich geht es darum, die Anforderungen zusammenzutragen, die Klammer darum zu schließen und alles auf den Weg zu bringen. Gleichzeitig gilt es, den DV-Haushalt zu verwalten. Sehr spannend sind die Priorisierungen, die wir vornehmen müssen. Entsprechende Vorschläge sind den Gremien zu unterbreiten, Aufträge sind zu erwirken und die Prozesse zu begleiten.

Was erhoffen Sie sich von der Zusammenarbeit mit der AOK Systems?
Dass wir den Weg in eine neue IT-Welt gemeinsam gehen. Das erfordert eine kooperative Zusammenarbeit. Die Ziele des AOK Systems müssen wir gemeinsam stützen.

Und wohin geht Ihrer Meinung nach der IT-Trend für die Kassen?
Steigende Mobilität bedingt einen hohen Grad an Digitalisierung: Daher werden die aktuellen Themen Dunkelverarbeitung, Prozessautomatisierung weiter verstärkt. Beispielsweise durch automatisierte Beleglesung, Transformation von Belegen in digitaler Form oder Datenannahmeverfahren. Das entlastet die Mitarbeiter bei Erfassungstätigkeiten. Damit eben alles schnell gehen kann. Darüber hinaus müssen wir auch die Anforderungen an die App-Welt berücksichtigen. Das bedient zwar derzeit noch eine recht kleine Zielgruppe, aber hier sind die „Digital Natives“ klar auf dem Vormarsch. Wir müssen ihnen die AOK näherbringen. Die Krankenversicherung ist für diese Gruppe selbstverständlich, durch Aufklärung und Transparenz können wir sie besser abholen.

Die Digitalisierung ist in jedem Lebensbereich allgegenwärtig.

Wir müssen jetzt anfangen, unsere Technologie darauf auszurichten, damit wir am Ende nicht hinten runterfallen. Auch „Digital Immigrants“ werden zunehmend in die digitale Welt gezwungen. Denken Sie nur mal an Onlinebanking, Reisebuchungen und Reiseinfos, immer mehr wird auf online umgestellt. Mittlerweile ist auch vieles von unterwegs machbar. Wir schauen heute vor Reiseantritt, ob der Zug oder Flug Verspätung hat, oder noch besser: Wir werden mobil informiert. So kann man dann noch arbeiten oder etwas erledigen, statt wie früher die Zeit mit Warten am Bahnhof oder Flughafen zu verbringen. Wir alle müssen uns also dem Thema stellen.

Gibt es auch einen Trend, den Sie nicht mitmachen?
Überall wird die persönliche Kundenberatung reduziert. Während andere Kassen ihre Geschäftsstellen schließen, bleibt die AOK nah am Kunden dran. Wir setzen die digitale Welt nicht gleich mit dem Abbau der Geschäftsstellen und glauben, dass die fallorientierte Beratung zunimmt. Bei uns entscheidet der Kunde, wie und über welchen Kanal er mit uns in Kontakt treten möchte.

Wollen Sie uns noch eine persönliche Vision verraten?

Versichertenindividuelle Informationen im Gesundheitswesen

Es gibt heute bereits Disease-Management-Programme, bei denen der chronisch kranke Patient gesteuert wird. Durch die zunehmende Digitalisierung ist das ausbaufähig. Denkbar ist, dass Versicherte individuell aufbereitete Informationen erhalten. Dafür können alle verfügbaren Medien genutzt werden: Newsletter, Apps, E-Mail etc. Das kann einen sehr großen Nutzen bringen. Bei manchen Krankheiten ist es schon gut, wenn der Gesundheitszustand stagniert. Idealerweise kann man ihn dadurch verbessern. Wir befinden uns im demografischen Wandel, das Renteneintrittsalter wird steigen, da ist es zunehmend wichtiger, lange gesund zu bleiben. Dazu möchte ich gerne einen Beitrag leisten.

Zur Person

Heike Nowotnik, Geschäftsbereichsleiterin DV-Steuerung beim AOK-Bundesverband

Heike Nowotnik ist seit 01.03.2016 Geschäftsbereichsleiterin der DV-Steuerung im AOK-Bundesverband. Nach der Ausbildung zur AOK-Krankenkassenfachwirtin war sie fast 37 Jahre bei der AOK Bremen/Bremerhaven in verschiedenen Bereichen tätig. Zuletzt als Direktorin Personal, Organisation und IT. Durch die Projektmitarbeit zur Einführung von IDVSII im Bereich Leistungen hatte sie bereits 1988 den ersten Kontakt zur IT. Dieser hat sich dann ab 1992 durch den Wechsel in das Rechenzentrum verfestigt. Von 2000 bis 2010 hat sie die Abteilung Organisation und IT geleitet, um anschließend als Direktorin die Gesamtverantwortung für die Bereiche Personal, Organisation und IT zu übernehmen.

Über den AOK-Bundesverband
Der AOK-Bundesverband ist der dienstleistungsorientierte Interessenvertreter der AOK-Gemeinschaft. Die Gesundheitskasse versichert in elf verschiedenen AOKs bundesweit mehr als 24 Millionen Menschen – fast ein Drittel der gesamten Bevölkerung. Kernaufgabe des AOK-Bundesverbandes ist es, die Interessen des AOK-Systems gegenüber der Bundespolitik, dem GKV-Spitzenverband und den Vertragspartnern der AOK zu vertreten. Hier engagiert sich der Bundesverband für eine qualitativ gute und wirtschaftliche Gesundheitsversorgung der AOK-Versicherten.