Erfolgreiche Testphase

Viele hatten längst nicht mehr daran geglaubt, aber Mitte 2018 soll die Telematikinfrastruktur und damit auch die  eGK mit neuen Funktionen produktiv gehen. Voraussetzung sind die Praxistests. Und die verlaufen bisher sehr erfolgversprechend.

Mitte 2018 gilt die Prüfpflicht der Versichertenstammdaten für Leistungserbringer

Die Entwicklung der eGK hat bereits eine lange Geschichte, gleichzeitig hat sich die Welt währenddessen fundamental verändert. Wer erinnert sich noch, dass der Auslöser für die Entwicklung der eGK der Lipobay-Skandal war? Das Medikament von Bayer verursachte 2001 tödliche Wechselwirkungen. Um so etwas zukünftig zu verhindern, sollten alle medizinischen Informationen eines Patienten zentral auf einer Karte gespeichert und bei jedem Arztkontakt sofort verfügbar sein. Nach vielen Entwicklungen und Neuentwicklungen, Diskussionen, Kontroversen und Feldtest ist es knapp 16 Jahre später immer noch nicht so weit. Aber im nächsten Jahr soll es nun endlich losgehen mit der schönen neuen Telematikwelt. Seit Ende des vergangenen Jahres laufen die Praxistests der Telematikinfrastruktur (TI) und der eGK. Die TI vernetzt alle Akteure der GKV und gewährleistet den sektoren- und systemübergreifenden sowie sicheren Austausch von Informationen. Sie ist ein geschlossenes Netz, zu dem nur registrierte Nutzer mit einem elektronischen Ausweis Zugang erhalten. Und die ersten Ergebnisse sehen sehr gut aus. Ziel ist es, 500 Erprobungspraxen bei Ärzten, Zahnärzten und Psychotherapeuten sowie sechs Krankenhäuser in der Testregion Nordwest mit allen erforderlichen technischen Geräten auszustatten. Im ersten Schritt wird das Versichertenstammdatenmanagement in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz unter realen Bedingungen getestet. Die endgültigen Ergebnisse werden Grundlage für die Entscheidung zum bundesweiten Produktivbetrieb sein.

Die Technik ist besser und schneller
Wie die Tests laufen, zeigen die Statusberichte, die die gematik alle paar Monate veröffentlicht. Anfang März erschien der vierte Bericht: Bis Ende Januar 2017 waren rund 175 Praxen angeschlossen und über 75.000 Onlineprüfungen sind erfolgreich durchgeführt worden. Dabei können die angeschlossenen Praxen online und in Echtzeit prüfen, ob die auf der eGK gespeicherten Daten aktuell sind und ob überhaupt ein gültiges Versicherungsverhältnis besteht. Gleichzeitig werden Änderungen der Daten, die die Versicherten ihrer Krankenkasse gemeldet haben, bei jedem Praxisbesuch übertragen. Das hört sich nicht bahnbrechend an, aber dies erfordert alle grundlegenden Funktionen und viele Prozesse: Alle erforderlichen Geräte und Systeme in der Praxis und die zentrale TI, die bereits seit 2015 einsatzbereit ist, müssen reibungslos zusammenarbeiten und das Praxispersonal muss in die Handhabung der neuen Technik eingewiesen sein. Ein wichtiger Faktor bei den Tests ist die Zeit. Die vernetzten Geräte und die TI müssen nicht nur einwandfrei technisch zusammenspielen, sondern auch schnell funktionieren. Bei den ersten Feldtests der eGK zwischen 2007 und 2009 hatte die Erstellung eines Rezeptes in der Praxis noch mehrere Minuten gedauert und nicht gerade für Akzeptanz der neuen Technologie bei Ärzten und Versicherten geführt. Allerdings muss man auch sagen, dass im Jahr 2009 online noch viele Dinge ganz anders und viel langsamer funktioniert haben. Eine Konsequenz daraus ist, dass heute die Onlineabfrage innerhalb von sieben bis 13 Sekunden erfolgen muss. Laut gematik funktioniert es inzwischen sogar noch schneller als in den geforderten sieben Sekunden.

Zwei Zonen vernetzen

Quelle: gematik GmbH

Die TI-Plattform besteht aus zwei Zonen, die beide reibungslos miteinander vernetzt werden müssen und die beide – und deren Zusammenspiel – jetzt getestet werden. Die zentrale Zone ist die bundesweite Infrastruktur, die aus vielen Komponenten besteht und bereits seit 2015 einsatzfähig ist. Auf dem Prüfstand steht hier derzeit der „Fachdienst Versichertenstammdatenmanagement“. Mithilfe des VSDM und des „Trust Service Provider eGK“ stellen die Krankenkassen den anderen TI-Nutzern die Versichertenstammdaten zur Verfügung. Es gibt bundesweit neun Fachdienstbetreiber, deren funktionale, betriebliche und sicherheitstechnische Eignung bestätigt ist, und vier „Trust Service Provider eGK“, die für den Produktivbetrieb zugelassen sind. Alle 113 Krankenkassen haben eine Zulassung für diese Tests erhalten. Auch der VPN-Zugangsdienst, der die dezentrale mit der zentralen TI verbindet und von T-Systems entwickelt wurde und betrieben wird, steht auf dem Prüfstand. Ebenfalls unter der Lupe: der Verzeichnisdienst von Arvato, einem Telefonbuch vergleichbar, sowie das Intermediär VSDM, eine Art Nachrichtendienst. In der dezentralen Zone, also in der Praxis oder Klinik, sind die Speicher- und Authentifizierungsmedien egK 2 und 1+, der Heilberufeausweis und die Institutionskarte im Testeinsatz. Zum Einlesen der Karten sowie zum Schreiben und Übermitteln der Daten benötigen die Leistungserbringer ein stationäres oder mobiles Kartenlesegerät sowie den Konnektor.

Der Schlüssel zum Erfolg
Der Konnektor ist eine Schlüsseltechnologie im gesamten System: Er verbindet die Kartenterminals mit dem Praxenverwaltungs- beziehungsweise Krankenhausinformationssystem und baut den Zugang zur zentralen TI auf. Er dient gleichzeitig als Firewall und steuert die Authentifizierung der Karten. Die Anforderung der gematik und des „Bundesamtes für Sicherheit der Informationstechnik“ an Funktionalität, Stabilität und Sicherheit ist entsprechend hoch und wird derzeit intensiv durch verschiedene Institutionen getestet. Die Evaluation der Tests hat die Universität Erlangen-Nürnberg übernommen. Alexander Beyer, Geschäftsführer der gematik: „Wir sind unserem Ziel einen großen Schritt nähergekommen: Erstmals werden Ärzte, Zahnärzte und Kliniken über die Telematikinfrastruktur sektorenübergreifend miteinander vernetzt sein. Und wir haben eine Plattform geschaffen, die eine höchstmögliche Sicherheit für Patientendaten bietet und künftig allen Bürgern moderne vernetzte medizinische Anwendungen zur Verfügung stellen kann. Das macht unser Gesundheitswesen nicht nur effizienter, es verbessert auch die Versorgung der Patienten.“