Analysieren – koordinieren – handeln!

Werner Meier, Geschäftsbereichsleiter Services der AOK Systems

Vor zehn Jahren wurde der Geschäftsbereich Services in der AOK Systems gegründet. Seitdem bildet er die zentrale Schnittstelle zwischen den Krankenkassen und IT-Dienstleistern. Geschäftsbereichsleiter Werner Meier erinnert sich im Interview.

Herr Meier, was war denn seinerzeit die Ausgangssituation?
Die ersten erfolgreichen Produktivsetzungen von oscare® lagen gerade hinter uns, aber ein Ende war noch lange nicht absehbar. Geschäftsleitung und Managementteam hatten sich aber schon früh Gedanken um die künftige Aufstellung des Unternehmens gemacht und eine „Vision 2016“ entwickelt. Sie zeigte, dass sich die IT-Kompetenzen und das Dienstleistungsangebot weiterentwickeln mussten, um neue Märkte erschließen zu können.

Und das Resultat war?
Eine komplett umstrukturierte AOK Systems. Es gab große Veränderungen in der Linien-/Matrixorganisation mit Aufbau des Kompetenzpools und neuer Geschäftsbereiche, bei dem auch der GB Services aus der Taufe gehoben wurde.

Wie ist der GB Services 2007 gestartet?
Es gab bis dahin drei große Entwicklungsbereiche „EW1-EW3“ und den Bereich „Entwicklung Querschnittsfunktionen“. Er war der Vorläufer des Geschäftsbereichs Services und unterstützend für die drei anderen Bereiche tätig. Der Support und ein Großteil der Basis waren hier angesiedelt. Aufgebaut wurde der neue Geschäftsbereich mit den beiden Abteilungen „Technischer Service“ und „Incident- und Problemmanagement“. Letztgenannter wurde zu einem späteren Zeitpunkt in „Kundenservice“ umbenannt, die Aufteilung ist mit kleinen Anpassungen aber im Grundsatz geblieben. Unter den Abteilungen gab es jeweils drei Teams. Insgesamt waren 67 Mitarbeiter in diesem neuen Bereich beheimatet.

Wenn Sie zurückblicken: Wie hat sich das Geschäft für den Bereich Services entwickelt?
Arbeitsvolumen und Arbeitsweise haben sich im Laufe der zehn Jahre stark verändert. Maßgeblich beeinflusst durch funktionalen Zuwachs in oscare®, Hardwareanforderungen, weitere Kunden aus dem GKV-Markt und mit dem Mobil ISC ein neu hinzugekommener IT-Dienstleister. Also ein ganz anderer Produktionsgrad im Hinblick auf Kunden und Produkte im Vergleich zu 2007. oscare® ist größer und komplexer und das Meldungsaufkommen ein Massengeschäft für uns geworden.

Hat sich dadurch auch die Rolle der AOK Systems verändert?
Wir haben uns stärker am Kunden ausgerichtet und mit der Gründung des Kundenmanagements die Vernetzung mit den IT-Dienstleistern deutlich enger geknüpft.

Wie muss man sich das vorstellen?
Mit Anwendertreffen und Quartalsgesprächen haben wir den Mitarbeitern aus den Rechenzentren und den Spezialisten aus den Kassen eine Plattform geboten, um den Austausch zu fördern. Unsere Führungskräfte aus dem Bereich besuchen die IT-Dienstleister vor Ort und fragen, wo der Schuh drückt, oder stimmen Verfahren für operative Themen ab. Denn damit Kunden unsere Produkte nutzen können, müssen sie erst mal in den Betrieb implementiert werden. Das geht nur, wenn man direkt und vor Ort mit den Betreibern Sorgen und Nöte bespricht. Daraus resultieren oft auch wichtige Erkenntnisse und Hinweise für unsere Entwicklung, die für die nächsten Produkte berücksichtigt werden können.

Durch unterschiedliche Veranstaltungsformate nah am Kunden

oscare® hat rund 61 Mio. Programmierzeilen und wird von 70.000 Anwendern zur Betreuung der Versicherten genutzt. Hier für die notwendige Stabilität zu sorgen ist bestimmt kein einfaches Geschäft, oder?
Das ist kein Selbstläufer. Wir liefern zwei große Releases mit rund 200 CRs pro Release aus, dann gibt es noch im Vierwochen-Rhythmus Support Packages und bei akuten Produktionsstörungen die Möglichkeit, Hotfixes auszuliefern. Ein anspruchsvolles Geschäft für uns und unsere RZ-Partner. Die Implementierungszeiträume sind häufig knapp und bei der komplexen Systemwelt oftmals herausfordernd. Wir sind immer für unsere Kunden da, rund um die Uhr. In brenzligen Situationen muss man auch bei großer Hektik kühl analysieren, Hilfe koordinieren und schnell handeln. Aber auch darin haben wir über die Jahre mittlerweile Routine bekommen.

Wo sehen Sie die aktuellen Herausforderungen?
Das Fundament für oscare® sind die Rechenzentren, die IT-Infrastruktur und die Betriebsprozesse für unsere GKV-Branchenlösung. Seit einiger Zeit laufen eine Reihe von strategischen Projekten, die das Fundament auf einen weiteren Ausbau in Richtung oscare® digital unterstützen. Als Kernvorhaben ist hier das Pilotvorbereitungsprojekt Core on S/4HANA zu nennen, mit dem die SAP-Basis und oscare® classic auf S/4HANA konvertiert werden.

Rechenzentren, IT-Infrastruktur und Betriebsprozesse bilden das oscare®-Fundament

Wie ist hier der aktuelle Stand?
Das Projekt ist im Plan, das Konvertierungsvorgehen ist erarbeitet. Derzeit wird die fachliche Korrektheit aller TV- und Online-Programme unter S/4HANA mit einer Parallelverarbeitung getestet und nachgewiesen. Parallel dazu haben Performance-Analysen und –Optimierungen begonnen, um das Potenzial des Nachfolgers der Business Suite von SAP voll auszuschöpfen. Im November soll mit dem Pilotierungsprojekt in der AOK Hessen begonnen werden mit dem Ziel, S/4HANA im Mai 2018 in Hessen produktiv zu setzen und die Freigabe für den allgemeinen Rollout zu erteilen.

„Firmen ohne anständigen Service überleben meist nicht lange, selbst wenn die Produkte hervorragend sind. Jeder hat selber schon mal in einer Telefon-Warteschlange mit einem wichtigen Anliegen gehangen.", so Meier.