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Seit fast einem Jahr leitet Michael Rongelraths den Geschäftsbereich Kompetenz-Pool bei der AOK Systems. Welche Branchenunterschiede er sieht, wie er den Gestaltungsspielraum in der GKV einschätzt und welche Zukunftsperspektiven er für die personell größte Einheit in der AOK Systems sieht, lesen Sie im Interview.

Herr Rongelraths, wie sind Ihre Eindrücke nach nahezu einem Jahr AOK Systems?
Ich bin rundum zufrieden. Die Aufgaben und die Herausforderungen entsprechen exakt meinen Vorstellungen.

Sie kommen aus einem Unternehmen mit Zehntausenden Mitarbeitern. Wie würden Sie im Vergleich die Atmosphäre bei der AOK Systems beschreiben?
Seit der Gründung vor zwanzig Jahren ist sehr viel passiert, die AOK Systems ist seit längerer Zeit Marktführer. Die Mitarbeiter sind zu Recht stolz darauf. Viele sind schon lange dabei und haben den Erfolg mitgestaltet. Es gibt ein sehr gutes Team-Gefühl und starken Zusammenhalt. Alle versuchen, sich untereinander zu unterstützen und sind hilfsbereit. Gerade wenn die Themen mal eng sind und es Probleme gibt, suchen alle sehr konstruktiv nach einer Lösung. Das spürt man. Das kenne ich auch anders.

Die Gesundheitsbranche ist im Umbruch, es gibt daher einen großen Gestaltungsrahmen. Wie bewerten Sie die Umsetzungsgeschwindigkeit?

Mehr Schwung für die Digitalisierung in der Gesundheitsbranche

Im Vergleich dazu ist die Telekommunikationsbranche viel schneller. Wer hier die Digitalisierung nicht zügig vorantreibt, ist schnell am Ende. Die Konkurrenz ist hoch und zudem international. Man ist getrieben und muss zwangsläufig auch Risiken eingehen. Im deutschen Krankenversicherungsmarkt befinden wir uns durch die Lokalität in einem geschützten Markt mit ausschließlich deutschen Playern. Dadurch bleibt mehr Zeit, uns Gedanken zu machen. Aber letztendlich erwartet auch hier der Kunde, dass Unternehmen digital sind, mit allen verbundenen Vorteilen. Und was elektronische Patientenakten oder Apps angeht, da gibt es noch Nachholbedarf.

Könnten Sie kurz die Aufgaben im Geschäftsbereich Kompetenz-Pool im Gesamtgefüge AOK Systems beschreiben?

Der Kompetenz-Pool ist der zentrale Ansprechpartner, wenn es darum geht, Ressourcen oder Staffing-Anfragen für Projekte innerhalb der gesamten AOK Systems zu bedienen. Also wenn irgendein Projekt hier in der AOK Systems die richtigen Leute mit den richtigen Skills sucht, dann ist der Kompetenz-Pool der Ansprechpartner, um diese Projektanfragen zu bedienen.

Zentraler Ansprechpartner für Projekte und Ressourcenplanung

Unabhängig davon, um welche Art Projekt oder Auftrag es sich handelt?
Ja, genau. Immer dann, wenn man Ressourcen sucht, die nicht vorhanden sind – im Unterschied zu den Linienaufgaben –, ist der Kompetenz-Pool genau der richtige Ansprechpartner.

Gibt es hier in Zukunft viel zu gestalten, wenn man an Skills denkt?
Ein ganz zentrales Thema ist das Aufsetzen eines Personal-Entwicklungskonzepts, gemeinsam mit der Abteilung Personal & Organisationsentwicklung. Die zentrale Frage ist: Wie können wir die AOK Systems vorausschauend so entwickeln, dass wir die richtigen Mitarbeiter mit den richtigen Skills und Qualifikationen in Zukunft an Bord haben? Dazu muss ich wissen, welche Themen sich am Horizont abmalen und welche langfristig von Bedeutung sind. Ziel muss natürlich sein, die Kompetenz im Haus zu halten für die Kernthemen. Lead-Beratung, Prozess-Beratung, Rollout-Beratung zu Hybris – das sind für mich Inhalte, an denen wir sicherlich auch in der Zukunft intensiv arbeiten.

Ist die Umstellung der Unternehmensphilosophie auf „Agilität“ die Lösung?
Für mich bedeutet Agilität, dass man dem Mitarbeiter mehr Verantwortung geben muss, Dinge selber zu machen. Ich finde, wenn man agil arbeiten will, dann braucht man nicht für jedes Thema eine Zustimmung der Führungskraft, sondern die Führungskraft gibt einem Rahmenbedingungen für eine Aufgabe und agiert als Coach. Der Mitarbeiter erhält mehr Freiräume, um die Aufgaben selber umzusetzen. Man darf dann auch scheitern und Fehler machen. Man darf keine Angst davor haben.

Ist eine agile Vorgehensweise überall möglich?
Ich denke, nein. Für schnelllebige Digitalisierungs-Themen ja. Aber wenn es um Releaseprojekte mit 250 Funktionen und unzähligen Abhängigkeiten geht, um gesetzliche Vorgaben, die hundertprozentig zu einem Stichtag mit den festgelegten Leistungsmerkmalen umgesetzt werden müssen, wird eher der klassische Wasserfall-Ansatz der richtige sein.

Bringen uns strategische Partnerschaften Entlastung?
Bei Hybris merke ich das ganz stark. Wir haben die Entwicklungspartnerschaft mit der msg systems abgeschlossen und realisieren das Projekt „Berufsstarter“ als Pilot mit der AOK Bayern, die AOK PLUS und AOK Nordost stehen auch schon mit weiteren Vorhaben an unserer Tür. Da gibt uns ein Entwicklungspartner enorme Flexibilität. 

Was bedeutet Digitalisierung in der Krankenkasse für Sie?
Eine 24-Stunden-Erreichbarkeit meiner Krankenkasse, dass ich alle Dinge online einsehen und einreichen kann. Und mit der Gewissheit, dass sie schnell bearbeitet werden: Verträge, Krankenhaus-Abrechnungen, was auch immer. Wenn ich online Kontakt mit meiner Krankenkasse hatte und später in eine Geschäftsstelle gehe, sollte dort inhaltlich nahtlos im Sinne des Omnichannel-Managements angeknüpft werden. Ich glaube, das ist die Mindestanforderung. Alles muss schnell, bequem und jederzeit von überall möglich sein. Die Erwartungshaltung, rund um die Uhr mit seiner Kasse agieren zu können, wird weiter steigen. Der Veränderungsdruck ist da. Und junge Menschen werden bei der Wahl ihrer Krankenkasse da einen Unterschied machen.

Wie wollen Sie sich dazu intern aufstellen?
Wenn man von außen reinkommt, schaut man sich alles zunächst mal mit einem noch frischen Blick von außen an. Das Führungsteam hilft mit ihrer Erfahrung, in Themen reinzukommen. Und was besonders wichtig ist: Alle sind aufgeschlossen für neue Dinge! Ich bin ein Typ, der nicht direkt alles verändern will. Aber irgendwann kommt natürlich der Punkt, wo Veränderungen anstehen. Und da ist das Team aufgeschlossen.