Die Zukunft ist exponentiell

Die Digitalisierung schreitet in immer schnelleren Schritten voran. Einen großen Anteil hat dabei die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Und natürlich spielte die KI auch auf dem Informationstag 2023 der AOK Systems eine wichtige Rolle. Expertinnen und Experten von Google und der Bitkom beschäftigten sich mit Rahmenbedingungen und Einsatzmöglichkeiten. Experten der AOK Systems skizzierten deren Anwendungen in der Krankenkassenwelt.

Inzwischen werden fast wöchentlich neue Meilensteine in der Entwicklung von KI gemeldet. Ganz aktuell ist die Meldung, dass eine von Google entwickelte KI innerhalb einer Minute bessere Wettervorhersagen liefert als der bisherige Goldstandard: GraphCast ist präziser als die Drei- bis Zehntagesvorhersagen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) – und das bei einem fast 1000-mal geringeren Stromverbrauch als die Supercomputer der EZMW. Neben dem Blick in die AOK Systems, auf deren Kunden und auf die Politik hat der Blick über den Tellerrand beim Informationstag Tradition. Mit Ranja Reda Kouba, Head of Customer Engineering, Financial Services Industries bei Google Cloud Germany, und Joachim Wüst, Director Financial Services bei Google Cloud Germany, war eine der weltführenden Firmen bei der KI-Entwicklung gleich zweimal erstklassig vertreten. Ranja Reda Kouba skizzierte in ihren Vortrag, welche Möglichkeiten KI gerade Unternehmen bietet und was dabei zu beachten ist. „KI ist Teil der Google-DNA. 3.000 Expertinnen und Experten forschen dazu“, bekräftigte sie. Suchmaschinen, Mobilität, Forschung, Gesundheit oder Klimamodelle – der Einsatz kann überall zu deutlichen Verbesserungen führen. Auch in der Arbeitswelt ist das so. KI kann die Produktivität von Beschäftigten erhöhen und bietet den Unternehmen vielfältige Analysemöglichkeiten, Vorteile bei der Sicherheit, Kostenkontrolle und Produktentwicklung. Google beziffert den wirtschaftlichen Nutzen dadurch bei Versicherungen auf 50 bis 70 Millionen Dollar.


EU-weite Regelungen kommen bald

Gestartet war der Blick über den Tellerrand mit einem Vortrag von Lea Ludmilla Ossman-Magiera zu den rechtlichen Grundlagen der KI und dem aktuellen Stand der geplanten rechtlichen Regulierung auf EU-Ebene. Lea Ludmilla Ossmann-Magiera ist Juristin und promoviert derzeit an der Humboldt-Universität zu Regulierungsstrategien für Künstliche Intelligenz. Neben ihrer Promotion ist sie bei der Bitkom als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Künstliche Intelligenz tätig, wo sie vor allem den Gesetzgebungsprozess der KI-Verordnung eng begleitet. Sie ist außerdem als assoziierte Forscherin am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft Teil einer interdisziplinären Forschungsgruppe, die sich mit Normsetzung und Entscheidungsverfahren im digitalen Raum auseinandersetzt. Viel mehr Expertise geht also nicht. Dementsprechend war ihr Vortrag auch sehr detailreich, aber auch sehr präzise auf den Punkt bezüglich der Auswirkungen auf Unternehmen. Sie erklärte: „Die Verhandlungspartner sind optimistisch, dass bis Ende 2023 eine Einigung erzielt wird und die Verordnung bis Mitte nächsten Jahres in Kraft tritt. In einer Übergangsfrist zwischen sechs und 36 Monaten wird sie dann ihre Wirkung entfalten.“ Unternehmen empfiehlt sie daher dringend, sich schon jetzt mit den geplanten rechtlichen Bestimmungen auseinanderzusetzen und die Auswirkungen auf ihre KI-basierten Produkte oder Services zu prüfen. Der springende Punkt dabei ist, zu prüfen, unter welche Risikoklassifizierung die jeweilige KI fällt und was dadurch für Anforderungen entstehen.


Baum der maschinellen Erkenntnis

Auch die AOK Systems beschäftigt sich natürlich schon intensiv mit den Möglichkeiten von KI. Wie, erklärte Product Suite Manager Thomas Brunner in seinem Vortrag, für den er den ersten Preis des schönsten Titels des Informationstages erhielt: „Der oscare® AI-Tree – vom Baum der maschinellen Erkenntnis kosten“.  oscare® und KI sind eine logische Kombination. „Denn eine KI braucht Daten, um zu leben, und umso größer die Datenbasis ist, umso stärker ist die KI. Und Daten hat oscare® BW/4HANA im Überfluss zu bieten“, erklärte Brunner. Passend zum Motto des Informationstages „Roots – In den Wurzeln steckt die Kraft“ skizzierte Brunner am Schaubild des oscare® KI-Trees die Einsatzmöglichkeiten. Ob oscare®KPG, ZGP, IEK oder IEKA – überall kann KI die Arbeit besser und leichter machen. Optimierung der Rechnungsprüfung im Krankenhaus, beim Krankengeldfallmanagement oder bei Regelwerken sowie der besseren und schnelleren Zuordnung von E-Mails können Einsatzmöglichkeiten sein. Klar ist: KI wird das Gesundheitswesen nachhaltig verändern. Intelligente Chat-Bots könnten Beschäftigte bei der täglichen Arbeit helfen. Eine Vision der AOK Systems ist der KI-Agent Oskar. Er hätte schnell eine Antwort auf Fragen von Krankenkassenbeschäftigten wie etwa: Wurden schon ähnliche Fälle bearbeitet? Welche sind heute meine dringenden Aufgaben? Oder: Sollte der Medizinische Dienst eingeschaltet werden? Aber auch in der Kommunikation mit Versicherten könnte die KI hilfreich sein. So hat Google für die AOK Rheinland/Hamburg bereits einen Avatar entwickelt, der beim Thema Demenz weiterhilft.


Die künftige Informatik

In der anschließenden Diskussionsrunde waren sich alle einig, dass der KI die Zukunft gehört. Arno Huhn, Geschäftsführer der Schwarz IT, die viel Erfahrung bei der Umsetzung von KI-Projekten hat, bekräftigte, dass zunächst das Wissen über KI gefördert und die grundsätzliche Skepsis gegenüber neuen Technologien abgebaut werden müsse. Joachim Wüst von Google riet dazu, den Datenschutz natürlich sehr ernst zu nehmen, aber öfter einfach mal zu machen, um schneller und besser in die Praxis zu kommen. Gutes Beispiel für ihn, wobei das nicht geklappt habe, obwohl es um Menschenleben ging, sei die Corona-App gewesen. Nicht nur bei Google, sondern auch bei der AOK Systems wird intensiv über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten nachgedacht und ausgetestet, denn die KI ist aus der Informatik nicht mehr wegzudenken. Prof. Antonio Rüger leitet das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DKFI). Im Magazin „Aufbruch“, das von Google herausgegeben wird, sagte er kürzlich: „KI könnte auch für ‚künftige Informatik‘ stehen.“


Autor/in: Daniel Poeschkens, Leiter Marketing/Kommunikation