ChatGPT ist ein Gamechanger

ChatGPT beantwortet alle Fragen mit wohlformulierten Texten. Doch wie ausgereift und zuverlässig ist das bereits und wofür ist das Programm nutzbar?

Wer ChatGPT erklären möchte, fragt am besten mal das Programm selbst: „Ich bin ChatGPT, ein großes Sprachmodell, das von OpenAI trainiert wurde. Ich wurde entwickelt, um mit Menschen auf natürliche Weise zu interagieren und auf Fragen und Anfragen zu antworten, indem ich menschenähnliche Antworten generiere. Ich kann in einer Vielzahl von Bereichen Wissen und Informationen liefern und kann mithilfe von maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz lernen, um meine Antworten zu verbessern und meine Fähigkeiten zu erweitern.“ So weit, so allgemein. Tatsächlich reicht es, sich beim Unternehmen zu registrieren und schon steht ChatGPT zur Verfügung. Was „Chat“ bedeutet, ist jedem klar, doch was ist mit den drei Buchstaben GPT? Sie stehen für „Generative Pre-trained Transformer“. Wir haben es also mit einem Chatbot zu tun, der auf seine Aufgabe umfassend vorbereitet und mit Daten gespeist wurde. Dabei ist das Programm nicht allwissend – viele haben es sich in den Wochen seit dem Erscheinen zur Aufgabe gemacht, Fehler zu finden.

Eine KI für jedes Bedürfnis

ChatGPT basiert auf der GPT-3.5-Architektur von OpenAI. Das Modell nutzt eine tiefe neuronale Netzwerkstruktur, die mit großen Mengen an Textdaten trainiert wurde, um Sprache zu verstehen und darauf zu antworten. Benutzende geben eine Frage ein, ChatGPT antwortet in derselben Sprache, da ChatGPT viele Sprachen bereits beherrscht. Während der Trainingsphase hat ChatGPT Millionen von Texten aus verschiedenen Quellen wie Büchern, Artikeln, Webseiten, Nachrichten und vielem mehr analysiert. So konnte die KI ein umfassendes Verständnis von Sprache und Grammatik erhalten, um möglichst natürlich, menschlich klingende Antworten zu erstellen. Tatsächlich lernt die KI ständig dazu, weil sie weiter mit Informationen gefüttert und das Programm verbessert wird. Wer ganz vorn dabei sein will bei der Entwicklung, muss allerdings zahlen: Für 20 Dollar im Monat darf man seine Fragen auch bei hohem Anfragevolumen stellen, bekommt schneller eine Antwort und sitzt bei neuen Features in der ersten Reihe. Dabei ist ChatGPT vermutlich die prominenteste unter den KIs, aber nicht die einzige. Die Plattform „There’s an AI for that“ listet mehr als 3.700 KI-Lösungen für die unterschiedlichsten Bedarfe auf. Von der Bildgestaltung über das Schreiben von Horrorstorys bis hin zur Entwicklung von Startup-Ideen ist da für viele Wünsche eine KI am Start.

Alle sechs Monate doppelt so schlau

Natürlich ist das Programm ein guter Weg, mit wenig Aufwand einen lesbaren Text zu generieren. Da das Ergebnis direkt genutzt werden kann, besteht zudem die Möglichkeit, den automatisch erzeugten Text nach dem eigenen Bedarf anzupassen, eine persönliche Note reinzubringen und die Fakten auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Doch manche sehen in KI dieser Art eine Gefahr für eine große Bandbreite an Berufen. Schließlich ist das Tool für die Erstellung von Content unterschiedlichster Art geeignet: vom Schulaufsatz über die Rede bis hin zu umfassenden Beiträgen an Universitäten, im Beruf und auch für private Zwecke. Expertinnen und Experten, die sich mit dem rasanten Wachstum der KI befassten, mutmaßen, dass sich die Leistungsfähigkeit halbjährlich verdopple. Und bereits heute vollbringt das Werkzeug Erstaunliches: Schon nach dem Start hat ChatGPT an einer US-Universität die Juraprüfung bestanden, Zulassungstests für Hochschulen in unterschiedlichen Fächern meistert das Programm ähnlich problemlos – doch das wirft auch Probleme auf: Wie sollen Hochschulen damit umgehen? Die Bandbreite reicht von Verbotsversuchen bis hin zur Integration in die Lehrveranstaltungen. Einheitliche Regeln sind leider für die Studierenden noch nicht in Sicht. Erste Lehrende setzen sich konstruktiv damit auseinander und fordern Studierende auf, die Wahl der Mittel konkret zu benennen und rechnen eine gute Auswahl der Tools als digitale Kompetenz an.

Einsatz im Gesundheitswesen

KIs sind auch in der Gesundheitssparte nichts Neues. KIs können unterstützen, indem Sie zum Beispiel über Smartwatches Gesundheitswerte überwachen. In der Forschung helfen sie bei der Auswertung von Daten zum Beispiel zur Diagnosebeurteilung, bei der Entwicklung neuer Medikamente oder in der KI-gestützten Chirurgie mit Robotern. Die kommunikativen Fähigkeiten von ChatGPT ließe sich in der Patientenberatung nutzen. Und wie andere KIs, könnte das Tool in der Diagnose unterstützen oder für die medizinische Bildanalyse eingesetzt werden. Datenanalysen oder simulationsbasierte Forschung wäre ebenso denkbar wie die Steuerung des Gesundheitsmangements von Patientinnen und Patienten durch das Erstellen von individuellen Gesundheitsplänen und das Begleiten der täglichen Umsetzung. Selbst eine psychologische Beratung halten einige für mit KI leistbar. Große Vorsicht ist zumindest aus heutiger Sicht geboten, wenn es um medizinische Auskünfte für Patientinnen und Patienten sowie Fachpersonal geht. Schließlich warnt das Programm selbst auf der Startseite, dass Fehler nicht komplett ausgeschlossen werden könnten. Prüfen gehört also vorerst noch zu den Hausaufgaben bei der Nutzung von ChatGPT. Schon heute wird aber deutlich, wie stark KIs in unseren Alltag eingreifen können, indem sie Antworten geben, Lösungen finden und weitere Dienste leisten, die sicher unser Arbeiten und Leben in Zukunft grundlegend verändern werden.


Autor/in: Daniel Poeschkens